Was ist ABA?
Applied Behavioral Analysis (ABA)
Die Applied Behavior Analysis (ABA) ist ein Zweig der Verhaltensanalyse und somit ein Teil einer verhaltenstherapeutischen Therapie. ABA ist eine Methode um zu analysieren, warum ein Verhalten auftritt. Durch diese Verhaltensanalyse kann genau festgelegt werden, wie ein Verhalten verändert werden kann. Dabei wird ein sozial relevantes Verhalten geformt, verändert und auf seine Wirksamkeit geprüft.
Der primäre Fokus von ABA liegt auf dem schrittweisen Aufbau von Verhaltensweisen, die für ein Kind sozial relevant sind und auf der Entwicklungsförderung, um einen größtmöglichen Grad an Selbstständigkeit zu erreichen. Dadurch wird die Teilhabe an der Gesellschaft gefördert und parallel das Selbstwertgefühl gestärkt.
Lernmethode
Die Hauptmethode des Lernens ist dabei das DTT (Discrete Trial Teaching). Dabei wird ein zu lernendes Verhalten in kleine Schritte unterteilt (z.B. beim Händewaschen oder bei Spielsequenzen). Jeder kleine Teilschritt kann dabei so oft geübt werden, bis er gelernt ist. Dazu bekommt das Kind Unterstützung in Form von prompting (Hilfestellung), fading (das Ausschleichen von Hilfestellungen) und Verstärkern. So können auch schwierige Fähigkeiten kleinschrittig gelernt werden. Dadurch steigt das Selbstwirksamkeitserleben des Kindes.
Neben der Lernmethode des Discrete Trial Teaching, sind auch die Methoden des Pivotal Response Training und natürliche Lernstrategien Teil der ABA Therapie. Diese setzen bei den Interessen und der Motivation der Kinder an. So können die Lerninhalte gemeinsam gesteuert werden.
Zur Förderung von sprachlicher Kommunikation wird bei Kindern, die nicht oder kaum sprechen, das Picture Exchange Communication System (PECS) von Bondy und Frost (1994) verwendet. Die Kinder lernen, dass sie durch das Überreichen von Bildkarten gewünschte Gegenstände erhalten. So erlernen sie ein funktionelles Kommunikationsmuster. Es hat sich in vielen Studien erwiesen, dass durch Anwenden der PECS Methode auch verbalsprachliche Äußerungen verbessert werden.
(siehe dazu: Lori Frost, Andy Bondy (2002): Das Picture Exchange Communication System Trainingshandbuch)
Grundfähigkeiten
Das Fundament
Bei einem typischen Entwicklungsverlauf haben Kinder bis zum Alter von 3 Jahren folgende Grundfähigkeiten erlernt:
- Aufnehmen und Halten von Blickkontakt
- Erkennen gemeinsamer Objekteigenschaften
- Imitieren von Handlungen
- Sprachverständnis
- Sprachgebrauch um soziale Interaktionen zu initiieren und aufrechtzuerhalten
- Geteilte Aufmerksamkeit
Diese Fertigkeiten sind die Grundlage für die weitere Entwicklung des Sozialverhaltens und eines altersgemäßen Spielverhaltens. Bei Kindern mit Autismus fehlen diese Grundfähigkeiten oft teilweise oder ganz.
Bei der Durchführung der ABA Therapie werden zu Beginn der Therapie diese Fähigkeiten geprüft, geübt und systematisch aufgebaut. Aufbauend auf diesen Grundfertigkeiten werden anschließend Fähigkeiten des Sozialverhaltens, des altersgemäßen Spiels sowie der Selbstständigkeit gefördert.
Hauptziele
Die ABA–Therapie basiert auf einem Entwicklungscurriculum, das individuell an den Stärken und Schwächen des Kindes angepasst wird. In der Therapie mit Menschen mit Autismus sind dabei die Hauptziele:
- Erwerb der Grundfähigkeiten
- Verbesserung von Sprachverständnis und Sprachgebrauch
- Altersgemäßes Spielverhalten
- Altersgemäße Selbstständigkeit
- Förderung der sozialen Interaktion
- Reduktion unerwünschter Verhaltensweisen
- Generalisierung und Aufrechterhaltung des Gelernten
Beispiele für Hauptziele
Bei altersgemäßem Spielverhalten kann es z.B. um funktionales Spiel (mit einem Spielzeugauto in ein Parkhaus fahren; mit Lego etwas bauen), um kleine Spielsequenzen (Spielzeugtiere werden im Zoo gefüttert) oder um Rollenspiele (mit Puppen) gehen.
Bei der Selbstständigkeit kann je nach Alter des Kindes zum Beispiel daran gearbeitet werden, sich selbstständig an- und auszuziehen, selbstständig die Hände zu waschen, selbständig ein Brot zu schmieren oder zu lernen, kleine Gerichte selber zuzubereiten.
Beispiele für die Förderung der sozialen Interaktion sind das Erkennen und Benennen von Gefühlen, gemeinsames Spiel mit Gleichaltrigen (Imitation des Spiels von anderen / Brettspiele), Kommunikation und Small-Talk Fähigkeiten, nonverbale Kommunikation, Umgang mit Konflikten.
Neben dem positiven Einfluss auf die Entwicklung des Kindes und seinem Selbstwertgefühl kann das konsequente Verfolgen der o.g. Ziele zusätzlich das Familienleben positiv beeinflussen, wie zum Beispiel die Interaktion und Beziehung zu Geschwisterkindern und Verwandten.